Die Frage „Make or Buy“ ist eine der fundamentalsten strategischen Entscheidungen, vor der Unternehmen immer wieder stehen. Besonders relevant wird sie, wenn es um die Implementierung eines Manufacturing Execution Systems (MES) geht – dem Nervenzentrum einer Produktion.
Während diese Entscheidung früher oft ein Mammutprojekt für die IT-Abteilung bedeutete, haben sich die Rahmenbedingungen durch No-Code-Plattformen, Cloud-Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) grundlegend verschoben.

Die Make or Buy-Entscheidung: Eine zeitlose Herausforderung
Ein Manufacturing Execution System ist entscheidend für die Überwachung und Optimierung von Produktionsprozessen, die Steigerung der Effizienz und die Sicherstellung der Qualität. Es schließt die Lücke zwischen der Unternehmensebene (ERP) und der Fertigungsebene (Automatisierung).
Die Kernfrage für viele Unternehmen bleibt: Sollen wir ein MES selbst entwickeln („Make“) oder eine Standardlösung am Markt erwerben („Buy“)?
Klassische Kriterien für die Make or Buy-Entscheidung
Historisch gesehen wurden die Kriterien für einen Kauf bzw. eine Eigenentwicklung hauptsächlich aus Sicht der IT-Abteilung und der Verfügbarkeit interner Ressourcen bewertet:
- Kosten: Vergleich von Entwicklungs- und Lizenzierungskosten, Kosten für Implementierung und Wartung
- Zeit: Dauer der Eigenentwicklung vs. Implementierungszeit einer Standardlösung
- Anpassungsfähigkeit: Wie gut kann die Lösung an spezifische Unternehmensprozesse angepasst werden?
- Know-How und Ressourcen: Verfügbarkeit von internen Entwicklern, Fachexperten und Projektmanagement-Kapazitäten
- Risiko: Entwicklungsrisiko bei Eigenentwicklung (Fehler, Verzögerungen) vs. Abhängigkeit vom Anbieter bei Fremdbezug
- Skalierbarkeit: Wie flexibel ist die Lösung bei wachsenden Anforderungen?
- Wettbewerbsvorteile: Kann eine Eigenentwicklung einen echten Wettbewerbsvorteil durch einzigartige Funktionen schaffen?
Die neue Ära: Citizen Development, No-Code, Cloud und KI
Die digitale Transformation hat die Spielregeln verändert. Hier kommen die „neuen“ Faktoren ins Spiel, die die Make-or-Buy-Entscheidung maßgeblich beeinflussen.
1. Der Citizen Developer rückt in den Fokus:
a) Früher: Softwareentwicklung war das exklusive Terrain von professionellen Programmierern. Fachabteilungen waren auf die IT angewiesen, was oft zu langen Wartezeiten und Missverständnissen führte.
b) Heute: Mit No-Code-/Low-Code-Plattformen können Mitarbeiter aus den Fachabteilungen – die sogenannten „Citizen Developer“ – eigene Anwendungen oder Prozessautomatisierungen erstellen. Sie verstehen die operativen Anforderungen am besten und können schnell Prototypen entwickeln oder spezifische MES-Funktionalitäten anpassen und erweitern. Das reduziert den „Anforderungsstau“ bei der IT erheblich und beschleunigt die Digitalisierung. Für ein MES bedeutet das: Kleinere, spezifische Module oder Dashboards können von den Anwendern selbst erstellt werden, um Lücken in einer Standardlösung zu schließen oder spezielle Prozesse abzubilden.
2. No-Code- und Low-Code-Möglichkeiten:
a) Früher: Die Eigenentwicklung bedeutete umfangreiche Programmierung von Grund auf, oft in komplexen Sprachen, mit hohem Wartungsaufwand und hohen Anforderungen an das betriebliche Wissensmanagement.
b) Heute: No-Code-Plattformen bieten visuelle Entwicklungsumgebungen mit Drag-and-Drop-Funktionen und vorgefertigten Bausteinen. Dies ermöglicht es Citizen Developern, funktionierende Anwendungen ohne eine einzige Zeile Code zu erstellen. Für ein MES bedeutet das, dass bestimmte Prozessschritte, Datenerfassungsmasken oder Berichte, die exakt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind, schnell und kostengünstig implementiert werden können, selbst wenn die Kernfunktionalität gekauft wird. Eine hybride Strategie wird so besonders attraktiv.
3. Die Cloud als Enabler:
a) Früher: MES-Systeme wurden oft On-Premise installiert, was hohe Investitionen in Hardware, Infrastruktur und deren Wartung erforderte.
b) Heute: Cloud-basierte MES-Lösungen bieten ein hohes Maß an Flexibilität, Skalierbarkeit und reduzierte Betriebskosten. Die Implementierung ist schneller, da keine eigene Server-Infrastruktur aufgebaut werden muss. Zudem ermöglichen Cloud-Lösungen oft eine bessere Integration mit anderen Systemen und erleichtern den Zugriff von überall. Für die Make-Entscheidung bedeutet die Cloud, dass die Infrastruktur nicht mehr der limitierende Faktor ist: Selbst entwickelte Lösungen können agil in der Cloud betrieben werden. Bei der Buy-Entscheidung profitieren Unternehmen von „Software-as-a-Service“ (SaaS)-Modellen, die Updates und Wartung durch den Anbieter beinhalten.
4. Künstliche Intelligenz (KI) integriert und als Werkzeug:
a) Früher: Datenanalyse im MES war oft reaktiv und basierte auf historischen Daten. Predictive Maintenance oder Prozessoptimierung waren nur mit großem Programmieraufwand und spezialisiertem Wissen umsetzbar.
b) Heute: KI ermöglicht vorausschauende Analysen, automatische Fehlererkennung, Optimierung von Produktionsabläufen und sogar autonome Entscheidungen. KI-gestützte Funktionen können gekaufte MES-Systeme enorm aufwerten. Für die Make-Entscheidung bieten KI-Frameworks und -Services in der Cloud die Möglichkeit, maßgeschneiderte KI-Modelle zu entwickeln und in Eigenentwicklungen zu integrieren, ohne das Rad neu erfinden zu müssen.
Die „neue“ Make or Buy-Entscheidung für MES: Hybrid ist oft der Königsweg
In der heutigen Landschaft ist die strikte Trennung zwischen „Make“ und „Buy“ oft überholt. Viele Unternehmen verfolgen stattdessen einen hybriden Ansatz:
Buy the Core: Für die grundlegenden, standardisierten MES-Funktionalitäten wird eine bewährte Standardlösung eingekauft. Dies gewährleistet eine schnelle Implementierung und den Zugriff auf Best Practices.
Make the Difference: Spezifische, unternehmensindividuelle Anforderungen, die einen Wettbewerbsvorteil schaffen oder einzigartige Prozesse abbilden, können dann mit No-Code/Low-Code-Plattformen von Citizen Developern oder spezialisierten IT-Teams entwickelt und nahtlos in das gekaufte System integriert werden. Dashboards für spezifische KPIs, Schnittstellen zu Nischensystemen oder individuelle Workflows sind häufige Beispiele.
KI zur Optimierung: Unabhängig von der Make- oder Buy-Entscheidung sollte die Integration von KI zur Datenanalyse, Vorhersage und Prozessoptimierung eine zentrale Rolle spielen. Ob dies durch integrierte KI-Funktionen des MES-Anbieters oder durch eigene Entwicklungen geschieht, hängt von der Komplexität und den spezifischen Zielen ab.
Fazit
Die strategische Make-or-Buy-Entscheidung für ein MES ist heute komplexer und gleichzeitig flexibler denn je. No-Code Systeme wie manubes ermöglichen den zielgerichteten Make Ansatz einfacher denn je.
Aber auch als hybride Ergänzung lassen sich Potentiale durch mehr Transparenz und flexible Erweiterungen ausschöpfen.
Produktionsoptimierung mit manubes
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